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Freitag, 11. November 2016

Es sind nicht die Hormone. Oder wenn, dann nur ein bisschen.

Fast (glücklicherweise gibt es auch noch einige Optimisten in unserem Umfeld) jeder kommentiert unsere angekündigten Zwillingsmoleküle mit: "Das wird sicher totaaaaaaaaal heftig! Gleich zwei Babies! Da werdet ihr euch ganz schön umgucken."
Und ich werde immer wütender. Und außerdem verletzt mich das. Es sind Kinder. Unsere Kinder. Gewollt. Geliebt. Erhofft. Natürlich werden die ersten Monate absolut chaotisch. Ich mache mir da nichts vor. Mein Mann auch nicht. Wir haben das schon mit einem Nichtschläferbaby durch. Ich erwarte nicht, dass die beiden Zwerge jetzt Bobo Siebenschläfer alle Ehre machen. Nein. Ich erwarte nicht, dass hier alles aufgeräumt ist, dass hier permanenter Babyflausch herrscht, dass alles supirosarosig ist. Ich bin ja nicht gänzlich auf den Kopf geknallt. 
Aber ich erwarte, dass mir unbeteiligte Personen (und sorry, außer Herrn Herzmolekül, Herrn Minimolekül und mir sind ALLE unbeteiligt) nicht sagen, dass wir uns da aber echt umgucken werden. 

Was soll der Scheiss?
Habe ich danach gefragt?
Um superhilfreiche Kommentare gebeten?

Schon komisch, wenn man zum ersten Mal Elter(n) wird, sagt einem auch niemand: "Heftig. Echt heftig. Ein Kind! Wie unglaublich krass ist das bitte!!!??" Und mit Verlaub, wenn, dann wäre das an dieser Stelle zwar immer noch absolut  unangebracht, aber nachvollziehbar. Denn das erste Kind ändert alles. Nicht nur deinen Rhythmus, sondern deine Denkweise, deine Gefühle, einfach alles. 
Ich weiß jetzt was los ist. Ich weiß wie laut Babygeschrei sein kann, ich weiß wie müde man trotzdem funktioniert. Ich weiß wie verzweifelt und kraftlos und ätzend man sich fühlen kann. Alles durch. 


Ich weiß aber auch, was ein Lächeln, was eine kleine Hand in meiner, ein liebevoller Blick, ein in die Arme vor Sehnsucht gesprungen kommen und ein "Mama!" bedeuten. Ich weiß, was es heißt bedingungslos zu lieben und geliebt zu werden. 

Und deswegen akzeptiere ich diese negativen Phrasen nicht mehr. Stattdessen darf man uns gerne dazu gratulieren, dass wir DREI MAL KINDER lieben und in ihrem Leben begleiten dürfen. 

Und das überwiegt. Für immer. ❤️

Eure ziemlich angenervte Penny. 

Donnerstag, 10. November 2016

Ganz einfach

"Du, Djaaaaaaaahaaaaan? Ich muss dir was erzählen. Ich habe einen winzigen Blog. Und weil ich gestern von deiner Nachtkind Geschichte sehr bewegt war, habe ich darüber geschrieben. Natürlich under cover ohne eure Namen zu nennen. Und diese Geschichte wurde bis jetzt fast 8000 Mal gelesen. Und ganz oft bei Facebook und Twitter geteilt. Und ich soll dir von so vielen Menschen ausrichten, dass das wirklich wunderbar und selbstlos von dir und deiner Familie ist. Und die Menschen sind sehr berührt von so viel Liebe."

Und was macht Djan?

Sie steht da vor mir, während ich dem Minimolekülmann seine Jacke anziehe und weint. Und dann sagt sie: 
"Ich habe nur das getan, was ich fühlte. Das war ganz einfach!"

Mittwoch, 9. November 2016

Tim* - Ein Nachtkind

Heute Morgen brachte ich den kleinen Minimolekülmann in die KiTa. Das mache ich morgens ja erst seit ein paar Tagen, da das sonst mein Herr Herzmolekül vor der Arbeit erledigte, weil ich den weiteren Weg und den früheren Unterrichtsbeginn habe/hatte. 
Als wir zur Tür hereinkamen, kam mir nun zum wiederholten Male ein kleiner Junge im Grundschulalter entgegen und begrüßte uns: "Ich bin der Tim. Ich muss jetzt in die Schule!" "Guten Morgen, Tim," antwortete ich und wünschte ihm einen ganz schönen Schultag. Ihm fiel auf, dass er seine Mütze vergessen hatte, weswegen eine der beiden TaMü, die uns ebenfalls gerade begrüßte sagte, er solle dann seine Kapuze der Winterjacke aufsetzen, was ihm als Lösung ausreichte. Ich hatte mir das vertraute Treiben zwischen Kind und TaMu wohl sehr interessiert angeschaut und fragte mich schon seit ein paar Tagen, weswegen der Kleine, der ja längst aus dem Betreuungsangebot der U3 Kinder herausfiel, noch hier zugegen war? Gleichzeitig wollte ich aber nicht zu neugierig erscheinen und fragte deswegen - ganz entgegen meiner Natur - nicht nach.
Der Kleine fand es ziemlich spannend, wie ich den Minimolekülmann gerade aus seinen Sachen schälte und ob der gemütlichen Atmosphäre geriet er ins Plaudern: "Ich bin schon sieben Jahre alt und die Djan* (TaMu) kenne ich schon seitdem ich drei Jahre alt bin. Meine Mutter ist nämlich da gestorben."

Uff, das saß. Ich bin schon immer - was solche Dinge anbelangt - sehr zart besaitet gewesen und diese Schwangerschaft trägt nun nicht gerade dazu bei, dass mich solche Informationen weniger treffen. Im Gegenteil: Ich bin da regelrecht schutzlos. Verwundbar. "Oh, Tim. Das tut mir furchtbar leid", stammelte ich absolut ehrlich und nahezu den Schmerz fühlend. Es ist wirklich so: Ich fühlte den Verlust, den ich persönlich glücklicherweise noch nicht erleben musste. Ich fühlte ihn aus Sicht einer Mutter. Ich dachte an meinen kleinen Zwerg, der sich gerade geduldig seine Pantöffelchen anziehen ließ, dachte an die beiden Walzertänzer in meinem Bauch und war tieftraurig. 
Nun musste Tim aber wirklich los und Djan* begann zu erzählen.
Tim verlor seine Mutter ganz plötzlich im Alter von drei Jahren. Der Vater, nun alleinerziehend, ist Bäcker. Es gibt keine Großeltern, keine Geschwister, niemand gab Halt.
Glücklicherweise gingen Tim und einer von Djans Söhnen zu dieser Zeit in den gleichen Kindergarten. Dort wurde Djan von einer der Erzieherinnen angesprochen, dass dieser kleine Mensch gerade einen großen Verlust erlebt habe, der Vater sechs Mal in der Woche nachts nicht da ist und sich niemand um das Kind kümmern kann. Die Existenz dieser kleinen Familie war bedroht.
Und Djan, diese verrückte, liebenswerte Nudel, die sagte ohne mit der Wimper zu zucken: "Ich nehme ihn. Der Vater soll ihn bringen!"
Seit diesem Tage kommt der Kleine jeden Sonntagabend um 18:30 Uhr im Schlafanzug zu Djans Familie. Ihre beiden Söhne spielen dann noch ein bisschen mit ihrem "Nachtbruder" und dann gehen sie alle drei ins Kinderzimmer, denn sie teilen sich eins.
Am nächsten Morgen kommt Tim mit in die KiTa und geht dann von dort aus zu der gegenüberliegenden Grundschule. Danach wird er von seinem Vater abgeholt und abends wieder zu Djan gebracht. Manchmal hat sie ihn auch 24 Stunden bei sich. Normalerweise geht Djans Übernahme von Sonntag bis Freitag. Das heißt: Einen Tag in der Woche schläft Tim Zuhause. In seinem Bett. Jetzt aber, in der stressigen Weihnachstzeit ist es so, dass er die ganze Woche über nachts bei Djan schläft. "Ich will dieses Kind nicht mehr hergeben. Er ist wie meins", sagt sie und ich glaube es ihr. Ihre warmen, herzlichen Augen sprechen eine ganz deutliche Sprache. "Mir ist es egal, dass die Zeit zwischen 0 und 6 Uhr nicht einmal vergütet wird. Ich würde das auch komplett ohne Bezahlung machen!", auch das glaube ich ihr.
Ich bin beeindruckt. Diese Selbstlosigkeit einer ganzen Familie macht mich sprachlos. Die beiden Jungs teilen ihr Zimmer mit noch einem weiteren. Einfach so. Weil´s eben richtig war für die Familie das zu tun. 

In Zeiten wie diesen sind es doch solche Geschichten, die zeigen, dass es noch viel Gutes in der Welt gibt. Und das machte mich auf dem Rückweg nach Hause verdammt glücklich.

Eure Penny, die jetzt 36 Bifis essen könnte und es natürlich nicht macht. Aber ich könnte. Ernsthaft. 



* sowohl Tims als auch Djans Name sind natürlich frei erfunden. Der Rest stimmt.

Dienstag, 8. November 2016

Zeit

Ich habe vorhin Einladungskarten gestaltet. Was mich das an Nerven gekostet hat, lasse ich an dieser Stelle aus...Schnappatmung sage ich nur. Sehr, sehr extreme Schnappatmung.
Zurück zum Wesentlichen. Geburtstag. Einladungen. Zum zweiten Geburtstag. Unseres kleinen Menschleins. Ich will keineswegs angeben oder so, aber dieses Kind ist einfach großartig. Ich meine, gut, es schläft nicht so wirklich (derzeit Mittagsschlaf NUR gemeinsam auf der Couch, ich singe Lieder, die er fordert, er kuschelt sich auf mir liegend ein und schnaaaaaaaaaaarch. Abends/Nachts: Naja, lassen wir das mal außer acht. Es ist eben sehr gemütlich nach Monaten des Durchschlafens im eigenen Bettchen zwischen uns zu liegen. Ich kann´s verstehen, liege ja selber auch gerne in unserem Bett!) und es ist immer seeeeeeeehr früh wach, das kleine goldigste Geschöpf der Welt, aber es ist wirklich der HAMMER.
Jeden Tag bin ich auf´s Neue erstaunt, was unser Minimolekül alles kann, in welchem rasanten Tempo er etwas lernt und begreift. Ich will auch noch EINMAL in meinem Leben eine solch hohe Aufnahmebereitschaft haben. Dann lernte ich Japanisch, denke ich. Und eventuell auch das Kochen, aber so weit will ich mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen.
Gestern beispielsweise, da war ich nämlich (trotz Erkältung und Rachenentzündung) so fensterherauslehnig drauf, dass ich kochte. Gut, es waren nur Fertigkloßteig, aus jenem ich mit meinen zarten Kochfingerchen verdammt niedliche Klöße formte und Rotkohl aus dem Glas und von der Sauce reden wir bitte nicht, aber ich habe zusätzlich auch noch Bratwürstchen (NIE MEHR WIEDER! SO EINE SAUEREI) angebraten und hatte somit vier!!!!! Gasflammen gleichzeitig an und das war äh...gar nicht schön. Ich weiß nicht wie man daran Spaß haben kann stundenlang vor dem Herd zu stehen. Ich hatte danach auf alle Fälle keine Lust mehr. Und das ist jetzt ziemlich unpraktisch, denn ich habe mit großer Fresse Herrn Herzmolekül verkündet, dass ich einen Wochenplan erstellen werde, danach einkaufen gehe und das dann ab jetzt auf den Tisch kommt. Und er so:"Prima. Du machst das dann. Voll cool!!" Und ich im Kopf so:"Häääääääääh? Was hat er gesagt?"
Wie dem auch sei, irgendwie scheint er zu glauben, dass ich mich jetzt regelmäßig in die Gasflammen stürze, aber unter uns - kann er vergessen. Das ist einfach nichts für mich. Ich backe gerne Kuchen. Muffins. Irgendwas. Aber mit kochen habe ich es einfach nicht.

Ich bin schon wieder ganz galant abgedriftet. Das liegt an meinem vollen Kopf UND an der Tatsache, dass ich nach Monaten mal wieder einen Post mit dem Laptop tippe und nicht vom Handy aus. Da fliegen die Finger jetzt über die Tastatur.
Das Minimolekül. Das versteht natürlich noch nicht die Konsequenz des Ganzen, hat aber mehr und mehr ein Gespür dafür, dass wir bald noch ein Paar Babies hier herumliegen haben. Von Babies ist er derzeit ziemlich verzückt und ich werde einen Teufel (boar, die Teufelin. Gutes Stichwort. Ich könnte ja jetzt wieder abschweifen...) tun und ihm die Realität "Die werden sehr viel schreien. Und sehr viele Bautürme zerstören. Und sehr viel dich nerven." vor Augen halten. Nö, ich sage ihm stattdessen, dass es verdammt saulässig ist, dass er bald großer Bruder sein kann und das findet er - so glaube ich - auch und deswegen ist alles gut. Und wenn er sie dann wieder umtauschen möchte, dann können wir ihm immernoch verklickern, dass das nicht mehr drin ist. Aber wer weiß: Vielleicht will er sie ja auch behalten. Also freiwillig. Das wäre natürlich das Tollste für mein Mutterherz.  

Und jetzt wird er zwei. Zwei Jahre. Mein Baby. Es ist krass. Und auch toll. Ich weiß noch wie ich heulte, als ich die 56 und die 62 und die 68...aussortieren musste. Weltuntergang im Pennyland. Tränenmeere. Ich wollte das nicht. Aber, so jetzt als total erfahrene Mutter, kann ich sagen: Doch, doch. Ist schon alles richtig. Es ist wunderschön, wenn sie Kuschelknautschbabies sind und stundenlang auf einem Liegen. Ohne sich zu wehren. Aber es ist ebenso ein unglaublich großes Glück seine Kinder aufwachsen sehen zu dürfen. Ihre Entwicklung mitzuerleben. Sie dabei zu begleiten. Mit ihnen Knetschnecken zu zaubern, Kreidestriche ÜBERALL wo sie nicht hingehören zu entfernen, zu erzählen und zu staunen. Denn man staunt ja unentwegt, wenn man das alles miterleben kann. Ich erinnere mich noch wehmütig an die Planungen des ersten Geburtstags. Das war hart. Sentimental. Teilweise ganz schwer. Und jetzt? Jetzt freue ich mich total, dass er schon alles bewusster miterleben kann. Dass er sich einen "Burtstagskuma" -> Geburtstagskuchen wünscht und überhaupt, dass er sich mitteilen kann, was er toll findet. Das ist so schön.


Und ich habe für die Planungen dieses Geburtstags Zeit. Wahnsinnig viel Zeit. Und auch das genieße ich in vollen Zügen: Wir haben jetzt zusammen nochmal ganz intensiv viel Alleine-Zeit. Für alles, wofür es dann im kommenden Jahr hektischer sein wird, wenn auch die Zeit füreinander bleiben wird. Denn sie ist mitunter das Wichtigste. Zeit. Und Liebe! >3


Donnerstag, 3. November 2016

AUUUUUUUUUUUS! AUUUUUUUUUS! Das Spiel ist auuuuuuus!

Ich fühle mich ein bisschen so wie eine Verrückte. Okay, vielleicht bin ich das auch einfach. Mag sein. Jedenfalls ist es stets so: Baby 1 und 2 klopfen und tocken um die Wette. Wenn ich sie spüre, dann ist es für mein Gehirn total logisch, dass sie da in mir rumhousen. Fleißig tapezieren oder was weiß ich, was sie da so Buntes treiben. 
Und ich blicke auf die Kugel, werde überall mit "Hooooorrrrrhoooooorrrrhoooooor, ist der Bauch schon groß!" allerliebst begrüßt oder angetatscht oder beides und dann isses auch voll logisch, dass da zwei Menschlein in mir wachsen. 
Und dann gehe ich aufgeregt zu meiner Vorsorge, blicke im Wartezimmer die hässliche Muräne im Aquarium an und bin nahezu sicher, dass man da gleich gar keine Babies sieht, weil weiß ich auch nicht. 
Und dann wuchte ich mich auf die Liege, schaue auf meinen bereits jetzt fast vollständig UMGEPLÖPPTEN Bauchnabel und dann kommt das Glitschgel und schwupp: "Aaaaaaah, voll krass, da sind ja zwei Babies! ZWEI! Krass!" Und dann staune ich gebannt und fasziniert und überhaupt sehr dankbar auf den Monitor, beobachte jede Bewegung und dann ist es auch total logisch. 
Und nun, drei Stunden später, da liege ich auf der Couch, es klopft gerade nicht und mein Hirn so: "Ach wat! Das sind doch keine Babies drin. Das war vorhin eine FATA MORGANA!"
Gut, und dann muss ich husten. Oder niesen. Und dann tröpfelt es in meinem Schlüppi herum und dann erinnere ich mich daran, dass ich wohl doch wirklich und wahrhaftig schwanger sein darf. 

Und neben all dem möchte ich noch erwähnen, dass ich auch noch nicht so ganz begriffen habe, dass ich ab heute bis ganz lange Zeit aus dem schulischen Verkehr gezogen wurde. Auch das ist sehr unbegreiflich für mich. Und ich bin erleichtert. Gestern kam es zu solch einem weiteren heftigen Ausflippers eines sehr aggressiven Schülers in meiner Klasse und ich sah nur sechs Scheren im Raum liegen und hatte wirklich Angst, dass er damit gleich auf mich losgeht. 
Natürlich ist das Ganze auch gespickt mit einer Prise schlechten Gewissens. Klingt doof, ist aber so.  Aber das wird vergehen, da bin ich sicher. 

Und wenn ich mal wieder einen Verrücktheitsanfall bekomme, lese ich einfach diesen Post und dann hat sich das auch wieder erledigt. 

Eure verrückte Penny, die das so wunderbar lustige und schöne und kluge und trotzige und sprachgewandte Minimolekül Tag für Tag anschaut und sich denkt: "HAMMER! Bald haben wir DREI VON DEINER SORTE! Kann man eigentlich vor Liebe überschwappen?"
❤️